Niigata – Tokio

Um 6:00h klingelt mein Wecker, ein kurzer Blick nach draußen zeigt Regen und meine Pläne bzgl. Fischmarkt sind gestorben. Ich schlafe weiter. Zwei Stunden später scheint die Sonne und ich mache mich, damit ich den kleinen Umweg über Niigata nicht völig umsonst gemacht habe, zu einem Spaziergang Richtung Küste auf. Die knapp vier Kilometer sind jetzt nicht besonders aufregend, machen mich aber wach und ich sehe zum letzten Mal das Japanische Meer. Zurück fahre ich mit dem Bus und dann sitze ich auch zum letzten Mal im Shinkansen. Bis Tokio dauert es nur knapp zwei Stunden, ich geniesse die Fahrt und kann direkt in der Station Uena aussteigen, mein Kapselhotel für die kommenden beiden Nächte liegt um die Ecke.

Ich habe die zurückgelegte Gesamtstrecke nicht ausgerechnet, schätze aber, dass es irgendwas zwischen 3 und 4.000km waren, das ist für 14 Tage mehr als genug. Ich merke auch, dass ich solangsam jenen Punkt erreiche, der bei fast jeder Reise irgendwann eintritt, an dem mein Kopf einfach voll ist. Ich werde also die restlichen Tage in Tokio mehr bummeln als Sightseeing machen, was nicht heisst, dass ich mir garnichts mehr anschaue, nur eben alles ein Stück gemütlicher.

Ich checke im Kapselhotel ein, das ist alles sehr interessant: ich muss meine Schuhe am Eingang einschliessen, im Innern darf man sich nur mit Pantoffeln bewegen. Bezahlt wird in bar, dann bekomme ich einen Schlüssel. Der ist für einen winzigen Spind, die Kapseln selbst können nicht abgeschlossen werden. Mein Sarg befindet sich in der zweiten Etage im oberen Bereich, d.h. ich muss eine kleine Leiter hochsteigen und unter mir schläft jemand anderes. Die Kapsel selbst enthält nicht viel, ein kleiner Fernseher mit einem einzigen Programm ist fest eingebaut, ansonsten habe ich eine kleine Ablage und diverse Knöpfe, um Licht, Fernseher, Uhr, Radio und Klimaanlage zu bedienen. Geschlossen wird das Ding mit einer Jalousie. Ich muss ein letztes Mal Klamotten waschen, muss aber bei der Maschine warten, weil der Raum für alle zugängig ist; ich kippe mir aus reiner Langeweile dabei drei Bier aus dem Getränkeautomaten rein. Als der Kram endlich fertig ist, deponiere ich einige Klamotten in der Kapsel, weil ansonsten mein Rucksack nicht in den Spind passt und verschwinde wieder.

 

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